Heute ist der 27. Februar, und als ich an meinem Weißdorn vorbeikam hat er mich ein wenig
angelacht. Ich habe die Botschaft verstanden und ihn aus der Nähe betrachtet und etwas genauer
inspiziert. Es ist noch kein Frühling und warm ist es auch nicht. In der Mittagszeit war es um die 6
Grad plus – und es ist noch nicht lange her, da war es noch bitter kalt.
Ich mag meinen Weißdorn und ich weiß, dass er einer der ersten Frühlingsboten ist.
Seine Knospen waren schon ein wenig aufgesprungen und das wachsende Leben war zu erkennen.
Obwohl er eigentlich sehr zugeknöpft ist – seine Ästchen zweigen alle im genauen rechten Winkel
vom Stamm oder den Basis-Ästchen ab- und darüber hinaus macht er seinem Namen „Dorn“ alle
Ehre, denn er ist über und über mit spitzen Dornen ausgestattet – habe ich ihn berührt, seine
Knospen gestreichelt und mich mit ihm über den herannahenden Frühling gefreut.
Er ist auch ein Freund der Spatzen. Die tummeln sich gerne in Scharen in seinen Ästen und
zwitschern wie ganz aus dem Häuschen. Ich glaube, sie fühlen sich dort geschützt und geborgen.
Du weißt sicher auch, dass seine Dornen früher beim Wurstherstellen nach dem Schlachten dazu
genommen wurden, die Wurstdärme an den Enden damit zu verschließen.
Meinen Weißdorn habe ich aus meinem Wald geholt. Dort kommt er zwar häufig vor, muss aber
überall ein Schattendasein führen, konnte sich nicht entwickeln und musste täglich ums Überleben
kämpfen. In meinem Garten geht es ihm viel besser. Er wächst kräftig, hat ausreichen d Licht und
Sonne und im letzten Herbst trug er erstmalig 3 rote Früchte. Er nimmt es mir auch nicht übel,
wenn ich ihn gelegentlich etwas beschneide – er ist bei uns eine Solitärpflanze. Aber auch als
Heckenpflanze fühlt er sich wohl und ist sehr schnittverträglich.
Ich mag ihn auch, weil er ein Individualist ist. Er drängt sich nicht mit auffälligem Gehabe in den Vordergrund. Seine Schönheit und seine Stärken liegen ein wenig im Verborgenen. Er offenbart sie nur dem, der dafür empfänglich ist. Seine Blattform Ist nicht irgendeine x – beliebige, nein – mit etwas Phantasie kann man darin die Form eines Kreuzes erkennen. Und sein Grün ist nicht irgendein grün. Es ist ein ganz typisches Crataegus-grün.