Immer wieder
den langen Winter
habe ich nach Dir gesehen
im Sturmwind geprüft
Deine Standfestigkeit.
Als es trocken
für Dich Wasser geschleppt.
Wochenlang wehte
der kalte Nordost
gern hätt` ich Dir
meinen Mantel gegeben.
Nun sind die wärmeren Tage gekommen
spät hab` ich wieder
Dein Wasser getragen
ohnmächtig hoffend
Dich heute verlassen
erschütternde Zeichen gesehn`.
Du bist aus mir erwachsen
Freundbaum der Kinder
lebe !
Mich träumte heut` Nacht
sie seien gewachsen
von Wärme geweckt
und meinen Gebeten
doch noch erwacht
durch meinen Traum
prall rund
und zum Bersten gefüllt
mit Grün.
Morgen werde ich Dich wieder besuchen
mit Liebe und Zuspruch
im Gepäck
das Wunder dieser Nacht
als Erster zu sehn`
der Glaube versetzt Berge
ess davon
liebe Kastanie.
Voll herzklopfender Hoffnung
kam ich heute zu Dir
kein Wunder
kein Frühling
kann Tote erwecken
fassungslos verharre ich
in Deiner Näh`
Gedanken sich drehn´
war`s zu trocken
die Kälte
welchen Fehler
hab ich diesmal gemacht
das gleiche Bild
ein Jahr zuvor schon gesehn´
Deinem Bruder gleich
im Exitus.
Was ist das Geheimnis an diesem Ort
verantwortlich für den Doppelmord.
Ich wende mich ab
ich will es nicht glauben
wie schaff ich´s
nicht wieder ein Jahr zu verlier`n
wir wünschen Dein Grün uns noch heuer
im Juni die Blüten
stachelige Hüllen im Grase
selbst wenn alle taub.
Spontan reift der neue Entschluss
dass sofort der Dritte gepflanzt werden muss.
In der Baumschule ganz in der Näh´
frag´ ich wie kann ich´s anstellen
es ist schon fast Mai
das Ziel zu erreichen
und auf der Stell´ ist das Wunder da
wir nehmen den Container mit Sativa
so etwa drei Meter
im schwarzen Kübel aus PVC
die Knospen gesprungen
das Grün schaut hervor
die nehm´ ich
die lacht mich so an
dass ich nicht widerstehen kann.
Mit schnellem Schritt eil´ ich nach Haus
dann buddele ich gleich die Tote aus
die Karre beladen mit guter Erde
der Spaten muss mit
und die Kannen zum Gießen
die neue Castanea die wird bald sprießen.
Ich grabe das Loch
zieh´ die Tote heraus
ein kleiner Zweifel
ist da noch Leben?
Ich inspiziere die Rinde
die Knospen ganz trocken
das Wurzelwerk faul
wie furchtbar es stinkt.
Das Loch voller Lehm
diesem schrecklichen blauen
darin fällt jedes Leben schwer
ich schaufle, ich schachte
durchbreche den Lehm
bis zum Grunde der Grube
diesen Abraum werde ich nicht gebrauchen.
Zunächst füll´ ich Sand auf den Grund
das soll die Drainage
des Baumes sein
dann heb ich den Baum mit dem Ballen hinein
prüfe ihn lotrecht von Nord und von West
schaufele nur die gute Erde ein
schlämme ein wenig
und trete sie fest
drei Hände voll Dünger
will ich nicht vergessen
die Manschette zum Stamm
gegen die Rasenmäher.
Ich betrachte mein Werk
so muss es gelingen
in Juni würd` ich gern die Blüten besingen
noch ein Blick in den Himmel
ein Stoßgebet
Freundbaum ich wünsche Dir Kraft.
Die Reste des Toten die packe ich ein
die Wurzeln sind faul und die Rinde trocken
in der Baumschule soll sie die Kathrin sehn´
sie schaut auf die Wurzel
dann riecht sie daran
„ganz klar, dieser Fall
die Nässe im Lehm
die hat ihn verdorben“.
Nun steht ja der Neue
an der gleichen Stell
erreicht ihn dies Schicksal
vielleicht ebenso schnell ?
Deshalb hab´ ich den Lehm zerbrochen
ihm beste Erde gegeben
und Gießen
mit Wasser –
niemals mehr.
Und – liebe Kathrin
was kann ich noch für ihn tun?
„Wir hoffen
er schafft es
und sonst hilft nur beten“.
Diesen Rat nehme ich gerne an
und da gibt`s ja noch meinen brieflichen Kasten.
Diese Geschichte beschreibt das Bemühen, einen Baum als Treffpunkt der Kinder in Roxel
zu pflanzen.
1. Versuch Anpflanzung 20. November 2011
2. Versuch Ersatzpflanzung 3. November 2012
3. Versuch Ersatzpflanzung 26.April 2013