Nachdem ich mit den Wettkämpfen aufgehört habe, stellten wir sie auf den Dachboden. Dort verbrachte sie 13 Jahre. Heute haben wir aufgeräumt und sie sollte zum Müll. Da habe ich meinen Widerstand aufgegeben. In ihrem Innern befand sich noch der Jutebeutel für die Laufschuhe und der Plastikbeutel für die nassgeschwitzten Trikots, Hosen und Socken nach vollbrachtem Lauf. Die Sicherheitsnadeln für die Startnummer steckten an Ort und Stelle, ein wenig verrostet zwar, aber die Tasche und ihre Ausrüstung wären auf der Stelle einsatzbereit gewesen.
Weil sie mir 25 Jahre treue Dienste geleistet hat, bei jedem Wettkampf dabei war und meine Utensilien getragen hat, habe ich sie heute an den Nagel gehängt und zur Erinnerung fotografiert.
Jetzt werde ich darüber eine Nacht schlafen denn die Sperrgutabfuhr ist erst morgen. Wenn ich es mir bis morgen früh anders überlegt habe oder einen Wink von oben bekomme, werde ich Dich doch noch retten. Bei dem Gedanken, dass Du auf einer Müllkippe verschimmelst ist die Entscheidung schon so gut wie gefallen. . .
Am nächsten Morgen habe ich das Sperrgut an die Straße gestellt. Dich habe ich schnell an die Seite genommen und ein weiteres mal gerettet. Nun liegst Du heimlich im Garagenschrank.
23. April 2007