Dunkle Wolken
warm und weich ist der Asphalt
die schmalen Reifen hinterlassen Spuren
die Luft flirrt in der Glut
der Fahrtwind kühlt die nasse Haut
braunes Gras am Wegesrand
hast Du es auch gespürt
ein Lufthauch
unvermittelt Schatten
die große dunkle Wolke über uns
bedrohlich schwarz
und gelblich-violett
war da ein Grummeln in der Höh`?
verheißt das endlich Regen?
Ich roll` gemächlich einfach weiter
ohne Eile, ohne Furcht
mein Wunsch wär`
dass die Wolke bricht
und alles was sie hat
zu Boden stürzt
auf Wald und Wiese
Mensch und Tier
und auch auf Dich und mich.
Ich stiege ab vom Rad
breitet` meine Arme aus mit einem Lächeln
den Segen zu empfangen
und würd` ich nass von diesen Strömen
vollständig, jeder Zentimeter Haut
von Kopf bis Fuß
auch Hemd und Socken
so dass es unablässig triefte
ich täte einen Jubelschrei.
Gemächlich roll` ich einfach weiter
erwartungsvoll des Fortgangs hoffend
der Wind frischt auf
die ersten mikrofeinen Tröpfchen im Gesicht
damit es diesmal klappt ein Stoßgebet
mach Du der Dürre jetzt ein Ende, bitte !
Kaum dass ich diesen Traum mir ausgemalt
schon ist es fort
das große Schwarze
es hat den Schatten mitgenommen
vom Himmel wirft sie ihre Glut
es brennt der Wald
verdorrt das Grüne
See und Fluss sind wasserlos.
Was rufst du um Hilfe, Törichter? Ich helfe dir nicht. Du hast dir selbst geholfen.
Erwählt, geprüft, verbündet mit der Allmacht wie du sie verstehst, hast du aus deiner winzigen Weltecke die Erde erobert. Du hast die Zeichen deines Sieges und die Zeichen der Vernichtung in die Flanken der Berge, in den Schoss der Erde, auf die Linien des Wasser geschrieben, und nun, da du mit deiner Sieger Fahne auf den Leichen stehst, da du dich einsam fühlst und von der Zukunft verlassen, willst du von Mir die alten Verheißungen einfordern.
Warum forderst du? Ich fordere nichts von dir.
Ich fordere Meine Blauwale, Meine Laufvögel, Meine Schmetterlinge und Zedern nicht zurück, Meine Flüsse und Meine Kohlen. Ich fordere nicht einmal Meine Huronen, Tasmanier, Pruzzen und Australier; ja, nicht einmal Meine geliebten und frommen Diener, die du auf Scheiterhaufen verbranntest in Meinem Namen.
Sie gehören alle dir. du stehst auf ihnen, du hast ihre Kadaver in die Brunnen deiner Welt geworfen und klagst nun, dass das Wasser faul ist.
Was habe Ich dir versprochen, was du dir nicht selbst holen wolltest?
Du hast geschrien: geh fort, solange Du da bist, bin ich ein Untertan, Du kannst nicht wollen, dass ich Untertan bin.
Ich ging also fort, Ich gab dich frei. Ich bin, abwesend, weil du es so willst, was schreist du also, dass du in Meinem Auftrag gehandelt, dass du Mir vertraut hast? Ich habe dir alles überlassen – auch die Vorsorge für dich selbst.
Aber was hast du mit meiner Abwesenheit gemacht?
Du hast mich einen finster-weisen Natur-Baal genannt; und du selbst warst den deinen ein finster-dummer Moloch.
Du bist kein Untertan mehr, aber den Deinen bist du ein Pfähler und Röster brauchst ihre Qualen um dich deiner Herrschaft zu freuen.
Solange du gefressen wurdest, hast du die Welt des Fressens und Gefressen werdens unerträglich gefunden. nun frisst du selbst, frisst und frisst, und schreist darüber, dass du nun vielleicht doch gefressen wirst.
Du schreist; ich allein bin nach Deinem Bild und Gleichnis gemacht . Ich aber sage dir: an dir allein ist es, Bild und Gleichnis zu werden.
Du schreist: der Himmel ist nicht für die Vögel da, die Weltgeschichte nicht für die Abkömmlinge von Schimpansen. Ich aber sage dir: kein Himmel, der nicht für die Vögel da ist, war und ist je für dich da; und ferner: was du dem geringsten Meiner Schimpansen, deiner Brüder, antust, das hast du dir selbst getan; und abermals: wenn du nicht wirst wie der geringste dieser Schimpansen, wirst du nicht in das Reich eingehen.
Du fragst: wo ist dieses Reich, das Du mir versprochen hast? Ich aber sage dir: das Reich, das Paradies ist in dir und um dich, und du hältst deine Augen, dass du es nicht sehen musst.
Du fragst: ist nicht alles auf meine Freiheit, mein Glück, meine Befriedigung allein angelegt? und Ich sage dir: Glück für einen allein gibt es nicht.
Du fragst; wo das Neue Jerusalem wo sind die Zeder Tore, wo die edelsteinernen Türme? Ich aber sage dir: zweimal zwei ist vier, du hast Meine Zedern für deine Herrenhäuser gebraucht und Meine Edelsteine deinen Huren umgehängt, Ich fordere sie nicht zurück, aber zweimal zwei ist vier, soll Ich, der Abwesende, Wunder wirken, die du dem Anwesenden nicht glaubtest?
Du fragst: hast Du mir nicht den Sohn geschickt mit der Verheißung einer Zukunft, die alle meine Zurüstungen übersteigt? Ich aber sage dir: Er hat dir ein Beispiel gegeben, dass du tust, wie Er getan hat, geh hin, gib deine Untertanen frei und diene, wie Er gedient hat: diene deinen Brüdern und Schwestern Sonne, Mond, Ochs, Esel, Schimpansen, Ameisen, Bäumen, Regen und Tau.
Wen habe Ich je erwählt, den anderes erwartet hat als dienen?
Gedenk, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst. Dann — kannst du Mein Sohn sein.
Aus „Das Ende der Vorsehung, Wort des abwesenden Gottes“ von Carl Amery