Die blaue Stunde II
Meine blaue Stunde
hat keine Farbe mehr
ein glühendes Feuer
zieht aschfahl die Spur
das Löschwasser zischt
verbrennt in Sekunden
die Pumpen ächzen
die Brunnen versiegen
und niemand vermag
die Glut zu dämmen.
Wir suchen den Schatten
die kühle Kammer
und Klimageräte sind ausverkauft
Brauereien fahrn Sonderschichten
die Party erreicht ihren Höhepunkt
die Bierfässer stehen im Stau
der Asphalt ist weich
und der Acker hart
Grashalme sind schon lange depressiv
die Kühe stehen nicht mehr im Wiesengrund
sie stehen in Reihe und Glied
die Milch versiegt
ernährt seinen Herrn nicht mehr
die Umverteilung hat Konjunktur
die Waffenhersteller sponsern die Flüchtlingskinder
das EWS finanziert alle
die Klimageräteindustrie spendet
Kühlung für Afrika
die Luftfahrt
ist jetzt die Lösung
sie fliegt das alles
mit grünem Strom
oder war`n das die andern
im Marketing
die Restfeuchte des Weizens
braucht keine Trocknung
der mais steht still
und schweiget
auch der dümmste bauer
hat nur kleine Kartoffeln
die Äpfel fallen
wir fallen alle
die dicksten aus Zypern
werden eingeflogen
die Grannys aus Chile
am nächsten Tag
und morgen fliegen wir selber
erst in den Süden
dann auf die Schnauze
und wenn dann endlich
das Wasser kommt
wallt es so manche Strecke
der Lehrling wird seiner nicht Herr …
Hat der alte Hexenmeister
sich doch einmal wegbegeben!
Und nun sollen seine Geister
auch nach meinem Willen leben.
Seine Wort und Werke
merkt ich und den Brauch,
und mit Geistesstärke
tu ich Wunder auch.
Walle! walle
Manche Strecke,
daß, zum Zwecke,
Wasser fließe
und mit reichem, vollem Schwalle
zu dem Bade sich ergieße.
Und nun komm, du alter Besen!
Nimm die schlechten Lumpenhüllen;
bist schon lange Knecht gewesen:
nun erfülle meinen Willen!
Auf zwei Beinen stehe,
oben sei ein Kopf,
eile nun und gehe
mit dem Wassertopf!
Walle! walle
manche Strecke,
daß, zum Zwecke,
Wasser fließe
und mit reichem, vollem Schwalle
zu dem Bade sich ergieße.
Seht, er läuft zum Ufer nieder,
Wahrlich! ist schon an dem Flusse,
und mit Blitzesschnelle wieder
ist er hier mit raschem Gusse.
Schon zum zweiten Male!
Wie das Becken schwillt!
Wie sich jede Schale
voll mit Wasser füllt!
Stehe! stehe!
denn wir haben
deiner Gaben
vollgemessen! –
Ach, ich merk es! Wehe! wehe!
Hab ich doch das Wort vergessen!
Ach, das Wort, worauf am Ende
er das wird, was er gewesen.
Ach, er läuft und bringt behende!
Wärst du doch der alte Besen!
Immer neue Güsse
bringt er schnell herein,
Ach! und hundert Flüsse
stürzen auf mich ein.
Nein, nicht länger
kann ichs lassen;
will ihn fassen.
Das ist Tücke!
Ach! nun wird mir immer bänger!
Welche Miene! welche Blicke!
O du Ausgeburt der Hölle!
Soll das ganze Haus ersaufen?
Seh ich über jede Schwelle
doch schon Wasserströme laufen.
Ein verruchter Besen,
der nicht hören will!
Stock, der du gewesen,
steh doch wieder still!
Willst am Ende
gar nicht lassen?
Will dich fassen,
will dich halten
und das alte Holz behende
mit dem scharfen Beile spalten.
Seht da kommt er schleppend wieder!
Wie ich mich nur auf dich werfe,
gleich, o Kobold, liegst du nieder;
krachend trifft die glatte Schärfe.
Wahrlich, brav getroffen!
Seht, er ist entzwei!
Und nun kann ich hoffen,
und ich atme frei!
Wehe! wehe!
Beide Teile
stehn in Eile
schon als Knechte
völlig fertig in die Höhe!
Helft mir, ach! ihr hohen Mächte!
Und sie laufen! Naß und nässer
wirds im Saal und auf den Stufen.
Welch entsetzliches Gewässer!
Herr und Meister! hör mich rufen! –
Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister
werd ich nun nicht los.
Doch der Meister ist schon lange tot.
frei nach dem Meister J.W.v.G.