Bündnis Sahra Wagenknecht e.V.
Zitat des Gründungsmanifestes
„Unser Land ist in keiner guten Verfassung. Seit
Jahren wird an den Wünschen der Mehrheit
vorbei regiert. Statt Leistung zu belohnen,
wurde von den Fleißigen zu den oberen Zehn-
tausend umverteilt. Statt in einen kompetenten
Staat und gute öffentliche Dienste zu investie-
ren, haben Politiker die Wünsche einflussreicher
Lobbys bedient und dadurch die öffentlichen
Kassen geleert. Statt Freiheit und Meinungsviel-
falt zu achten, macht sich ein autoritärer Politik-
stil breit, der den Bürgern vorschreiben will,
wie sie zu leben, zu heizen, zu denken und zu
sprechen haben. Die Regierung wirkt planlos,
kurzsichtig und in vielen Fragen schlicht in-
kompetent. Ohne einen politischen Neuanfang
stehen unsere Industrie und unser Mittelstand
auf dem Spiel.
Viele Menschen haben das Vertrauen in den
Staat verloren und fühlen sich durch keine
der vorhandenen Parteien mehr vertreten. Sie
haben zu Recht den Eindruck, nicht mehr in
dem Land zu leben, das die Bundesrepublik
einmal war. Sie machen sich Sorgen um ihre
und die Zukunft ihrer Kinder. Sie wünschen sich
eine verantwortungsvolle Politik für den Erhalt
unserer wirtschaftlichen Stärken, für sozialen
Ausgleich und eine gerechte Verteilung des
Wohlstands, für ein friedliches Zusammenleben
der Völker und die Bewahrung unserer natür-
lichen Lebensgrundlagen.
„Bündnis Sahra Wagenknecht – Für Vernunft
und Gerechtigkeit“ wurde gegründet, um eine
neue Partei vorzubereiten, die diesen Menschen
wieder eine Stimme gibt. Wir stehen für eine
Rückkehr der Vernunft in die Politik. Deutsch-
land braucht eine starke, innovative Wirtschaft
und soziale Gerechtigkeit, Frieden und fairen
Handel, Respekt vor der individuellen Freiheit
seiner Bürger und eine offene Diskussionskultur.
Es braucht verlässliche Politiker, die sich diesen
Zielen verpflichtet fühlen. Die Mitglieder des
Vereins unterstützen folgende Grundsätze und
Ziele, die auch für die neue Partei maßgebend
sein werden:
Wirtschaftliche Vernunft
Noch hat unser Land eine solide Industrie und
einen erfolgreichen, innovativen Mittelstand.
Aber die Rahmenbedingungen haben sich in
den letzten Jahren dramatisch verschlechtert.
Unsere öffentliche Infrastruktur ist in einer für ein
führendes Industrieland blamablen Verfassung.
Kaum ein Zug fährt pünktlich, als Kassenpatient
wartet man Monate auf einen Facharzttermin,
Zigtausende Lehrer, Kitaplätze und Wohnungen
fehlen. Marode Straßen und Brücken, Funk-
löcher und langsames Internet, überforderte
Verwaltungen und unnütze Vorschriften machen
gerade kleinen und mittelgroßen Unternehmen
das Leben schwer. Das deutsche Schulsystem
mit 16 unterschiedlichen Lehrplänen, viel zu
großen Klassen und frühzeitiger Selektion
verweigert Kindern aus weniger begüterten
Familien Bildungs- und Lebenschancen und
versagt zugleich vor der Aufgabe, die von der
Wirtschaft dringend benötigten Fachkräfte
auszubilden. Seit durch die Russlandsanktionen
und vermeintliche Klimapolitik auch noch
Energie schlagartig teurer wurde, droht unse-
rem Land der Verlust wichtiger Industrien und
hunderttausender gutbezahlter Arbeitsplätze.
Viele Unternehmen erwägen eine Verlagerung
ihrer Produktion ins Ausland. Andere sind in
ihrer Existenz bedroht.
Von Konzernen beeinflusste und gekaufte
Politik und das Versagen der Kartellbehörden
haben eine Marktwirtschaft geschaffen, in der
viele Märkte nicht mehr funktionieren. Es sind
marktbeherrschende Großunternehmen, über-
mächtige Finanzkonzerne wie Blackrock und
übergriffige Digitalmonopolisten wie Amazon,
Alphabet, Facebook, Microsoft und Apple ent-
standen, die allen anderen Marktteilnehmern
ihren Tribut auferlegen, Wettbewerb unter-
graben und die Demokratie zerstören. Zu einem
beachtlichen Teil ist die aktuelle Inflation auch
Ergebnis eines durch zu große wirtschaftliche
Macht verursachten Marktversagens.
Wir streben eine innovative Wirtschaft mit
fairem Wettbewerb, gut bezahlten sicheren
Arbeitsplätzen, einem hohen Anteil industrieller
Wertschöpfung, einem gerechten Steuersystem
und einem starken Mittelstand an. Dafür wollen
wir Marktmacht begrenzen und marktbeherr-
schende Konzerne entflechten. Wo Monopole
unvermeidlich sind, müssen die Aufgaben
gemeinnützigen Anbietern übertragen werden.
Die deutsche Industrie ist das Rückgrat unseres
Wohlstands und muss erhalten bleiben. Wir
brauchen wieder mehr Zukunftstechnologien
made in Germany, mehr hidden champions und
nicht weniger.
Um den wirtschaftlichen Abstieg unseres
Landes zu verhindern, sind massive In-
vestitionen in unser Bildungssystem, unsere
öffentliche Infrastruktur und in kompetente,
effektive Verwaltungen notwendig. Wir brau-
chen Zukunftsfonds zur Förderung innovativer
heimischer Unternehmen und Start-ups und
nicht Milliardensubventionen für Konzerne aus
Übersee. Deutschland als exportstarkes und
rohstoffarmes Land braucht eine Außenwirt-
schaftspolitik, die auf stabile Handelsbeziehun-
gen mit möglichst vielen Partnern statt auf neue
Blockbildung und ausufernde Sanktionen setzt
und die unsere Versorgung mit Rohstoffen und
preiswerter Energie sicherstellt.
Die Veränderung des Weltklimas und die Zer-
störung unserer natürlichen Lebensgrundlagen
sind ernste Herausforderungen, die die Politik
nicht ignorieren darf. Zu einer seriösen Klima-
und Umweltpolitik gehört aber Ehrlichkeit: Die
Energieversorgung Deutschlands lässt sich im
Rahmen der heutigen Technologien nicht allein
durch erneuerbare Energien sichern. Blinder
Aktivismus und undurchdachte Maßnahmen
helfen dem Klima nicht, aber sie gefährden
unsere wirtschaftliche Substanz, verteuern
das Leben der Menschen und untergraben die
öffentliche Akzeptanz von sinnvollen Klima-
schutzmaßnahmen. Der wichtigste Beitrag,
den ein Land wie Deutschland zur Bekämpfung
von Klimawandel und Umweltzerstörung leisten
kann, ist die Entwicklung innovativer Schlüssel-
technologien für eine klimaneutrale und natur-
verträgliche Wirtschaft der Zukunft.
Soziale Gerechtigkeit
Seit Jahren wächst in unserem Land die Un-
gleichheit. Millionen Menschen arbeiten hart,
um sich und ihren Familien ein gutes Leben zu
ermöglichen. Sie sind es, die unsere Gesell-
schaft am Laufen halten und einen Großteil der
Steuern zahlen. Statt dafür den gebührenden
Respekt und soziale Sicherheit zu erhalten, ist
ihr Leben in den zurückliegenden Jahrzehnten
unsicherer und schwerer geworden. Viele
kommen trotz Vollzeitjob mit ihrem Einkommen
kaum noch über den Monat. Das Aufstiegsver-
sprechen der sozialen Marktwirtschaft gilt nicht
mehr, der persönliche Wohlstand hängt längst
wieder vor allem vom sozialen Status der Eltern
ab. Die Vermögenskonzentration in Deutsch-
land ist heute so hoch wie vor Beginn des
Ersten Weltkriegs, als in Berlin noch der Kaiser
regierte. Während Konzerne sogar in Krisenzei-
ten Rekorddividenden ausschütten, werden die
Schlangen an den Tafeln immer länger.
Auch wer jahrelang gearbeitet und in die Sozial-
versicherung eingezahlt hat, wird schon nach
einem Jahr Arbeitslosigkeit wie ein Bittsteller
behandelt. Weil Kita-Plätze fehlen und unsere
Gesellschaft alles andere als familienfreundlich
ist, leben besonders häufig Alleinerziehende
und ihre Kinder in Armut, die durch die Um-
benennung von Hartz IV in „Bürgergeld“ nicht
erträglicher geworden ist. Millionen ältere Men-
schen können nach einem langen Arbeitsleben
ihren Ruhestand nicht genießen, weil ihre Ren-
ten demütigend gering ausfallen. Wohnungen,
Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Arztpraxen
und viele andere wichtige gesellschaftliche
Einrichtungen wurden und werden an Rendite-
jäger verscherbelt. Seither steigen die Kosten,
während die Qualität der Leistungen für die
Mehrheit der Menschen sinkt.
Wir wollen den Zerfall des gesellschaftlichen
Zusammenhalts stoppen und die Politik wieder
am Gemeinwohl ausrichten. Unser Ziel ist eine
faire Leistungsgesellschaft mit echter Chancen-
gleichheit und einem hohen Grad an sozialer
Sicherheit. Eine hochproduktive Wirtschaft
braucht qualifizierte und motivierte Beschäftigte.
Die Voraussetzung dafür sind leistungsgerechte
Löhne, sichere Arbeitsplätze und gute Arbeits-
bedingungen. Das gilt auch für Beschäftigte in
den Serviceberufen, die ebenso wichtig für un-
sere Gesellschaft sind wie gute Ingenieure und
Mechatroniker. Um Lohndrückerei zu verhin-
dern, sollte die Tarifbindung wieder gestärkt und
die Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen
erleichtert werden. Zugleich braucht unser Land
einen zuverlässigen Sozialstaat, der Zukunfts-
ängste abbaut und vor einem sozialen Absturz
im Falle von Krankheit, Arbeitslosigkeit und im
Alter schützt. Die Privatisierung und Kommer-
zialisierung existentieller Dienstleistungen, etwa
im Bereich Gesundheit, Pflege oder Wohnen,
muss gestoppt werden, gemeinnützige Anbieter
sollten in diesen Branchen Vorrang haben.
Notwendig ist ein gerechtes Steuersystem, das
Geringverdiener entlastet und verhindert, dass
große Konzerne und sehr reiche Privatpersonen
sich ihrem angemessenen Anteil an der Finan-
zierung des Gemeinwesens entziehen können.
Der persönliche Wohlstand darf keine Frage der
sozialen Herkunft, sondern muss das Ergebnis
von Fleiß und individueller Anstrengung sein.
Jedes Kind hat Anspruch darauf, dass seine
Talente entdeckt und gefördert werden.
Frieden
Unsere Außenpolitik steht in der Tradition des
Bundeskanzlers Willy Brandt und des sowje-
tischen Präsidenten Michail Gorbatschow, die
dem Denken und Handeln in der Logik des Kal-
ten Krieges eine Politik der Entspannung, des
Interessenausgleichs und der internationalen
Zusammenarbeit entgegengesetzt haben. Die
Lösung von Konflikten mit militärischen Mitteln
lehnen wir grundsätzlich ab. Wir wehren uns
dagegen, dass immer mehr Ressourcen in Waf-
fen und Kriegsgerät fließen, statt in die Bildung
unserer Kinder, die Erforschung umweltscho-
nender Technologien oder unsere Gesundheits-
und Pflegeeinrichtungen. Atomare Aufrüstung
und eskalierende Konflikte zwischen den Atom-
mächten setzen das Überleben der Menschheit
aufs Spiel und müssen beendet werden. Wir
streben eine neue Ära der Entspannung und
neue Verträge über Abrüstung und gemein-
same Sicherheit an. Die Bundeswehr hat den
Auftrag, unser Land zu verteidigen. Für diese
Aufgabe muss sie angemessen ausgerüstet
sein. Den Einsatz deutscher Soldaten in inter-
nationalen Kriegen lehnen wir ebenso ab wie
ihre Stationierung an der russischen Grenze
oder im Südchinesischen Meer.
Eine Militärallianz, deren Führungsmacht in den
zurückliegenden Jahren fünf Länder völker-
rechtswidrig überfallen und in diesen Kriegen
mehr als 1 Million Menschen getötet hat, schürt
Bedrohungsgefühle und Abwehrreaktionen
und trägt so zu globaler Instabilität bei. Statt
eines Machtinstruments für geopolitische Ziele
brauchen wir ein defensiv ausgerichtetes Ver-
teidigungsbündnis, das die Grundsätze der
UN-Charta achtet, Abrüstung anstrebt, statt zu
Aufrüstung zu verpflichten, und in dem sich die
Mitglieder auf Augenhöhe begegnen. Europa
benötigt eine stabile Sicherheitsarchitektur, die
längerfristig auch Russland einschließen sollte.
Unser Land verdient eine selbstbewusste
Politik, die das Wohlergehen seiner Bürger in
den Mittelpunkt stellt und von der Einsicht ge-
tragen ist, dass US-amerikanische Interessen
sich von unseren Interessen teilweise erheblich
unterscheiden. Unser Ziel ist ein eigenständiges
Europa souveräner Demokratien in einer multi-
polaren Welt und keine neue Blockkonfron-
tation, in der Europa zwischen den USA und
dem sich immer selbstbewusster formierenden
neuen Machtblock um China und Russland
zerrieben wird.
Freiheit
Wir wollen die demokratische Willensbildung
wiederbeleben, demokratische Mitbestimmung
ausweiten und persönliche Freiheit schützen.
Rechtsextreme, rassistische und gewaltbereite
Ideologien jeder Art lehnen wir ab. Cancel
Culture, Konformitätsdruck und die zunehmen-
de Verengung des Meinungsspektrums sind
unvereinbar mit den Grundsätzen einer freien
Gesellschaft. Das Gleiche gilt für den neuen
politischen Autoritarismus, der sich anmaßt,
Menschen zu erziehen und ihren Lebensstil
oder ihre Sprache zu reglementieren. Wir
verurteilen Versuche zur umfassenden Überwa-
chung und Manipulation der Menschen durch
Konzerne, Geheimdienste und Regierungen.
Zuwanderung und das Miteinander unter-
schiedlicher Kulturen können eine Bereicherung
sein. Das gilt aber nur, solange der Zuzug auf
eine Größenordnung begrenzt bleibt, die unser
Land und seine Infrastruktur nicht überfordert,
und sofern Integration aktiv gefördert wird und
gelingt. Wir wissen: Den Preis für verschärfte
Konkurrenz um bezahlbaren Wohnraum, um
Jobs mit niedrigen Löhnen und für eine miss-
lungene Integration zahlen nicht in erster Linie
lungene Integration zahlen nicht in erster Linie
diejenigen, die auf der Sonnenseite des Lebens
stehen. Wer in seiner Heimat politisch verfolgt
wird, hat Anspruch auf Asyl. Aber Migration ist
nicht die Lösung für das Problem der Armut auf
unserer Welt. Stattdessen brauchen wir faire
Weltwirtschaftsbeziehungen und eine Politik,
die sich um mehr Perspektiven in den Heimat-
ländern bemüht.
Eine Gesellschaft, deren mächtigste Akteu-
re nur noch von der Motivation getrieben
sind, aus Geld mehr Geld zu machen, führt
zu wachsender Ungleichheit, zur Zer-
störung unserer natürlichen Lebensgrund-
lagen und zu Krieg. Wir setzen dem unsere
Ideen von Gemeinsinn, Verantwortung und
Miteinander entgegen, denen wir durch
Veränderung der Machtverhältnisse wieder
eine Chance geben möchten. Unser Ziel ist
eine Gesellschaft, in der das Gemeinwohl
höher steht als egoistische Interessen und
in der nicht Trickser und Spieler gewinnen,
sondern diejenigen, die sich anstrengen
und gute, ehrliche und solide Arbeit leisten.“
BSW – Für Vernunft und Gerechtigkeit e.V.
Lorenzstraße 29 · 76135 Karlsruhe