Meine Kinder sind Bäume
wenn man der kleinste ist
junge aus dunklem hause
gefesselt und gefangen
das kind
und die kinderseele
sind die klinken zu hoch
um die türen zu öffnen.
Hab fliegen gezählt
beim tanz um die lampe
das mit den augen erreichbare
gefesselt studiert
buchstabe für buchstabe
tausendmal identifiziert
zitternd die strafe erwartet
mal wieder ein gebot gebrochen
es traf mich das erreichbare
rasend schnell
hab narben davongetragen
mehr innen
tief eingeschlossen in mir
allein.
Keiner von ihnen
lehrte mich was.
Am abend überkam mich die sehnsucht
nach ihrem kuss
und wenn sie kam
heilten über nacht meine wunden.
Am morgen
das kalte erwachen –
da wollte ich wachsen
und größer werden
so hab ich mich vor der welt versteckt
ganz tiefe höhlen gegraben
und alles quälende ausgesperrt
war ich ein stück meiner zeit voraus.
Heraus aus dem dunkel
in helle sonne
das höchste für kleine
sind hohe bäume
sie strecken dir ihre arme entgegen
fordern dich stets nur freundschaftlich
sie lassen dich niemals fallen
sie lehren dich wachsen
und leben
und hast du den ersten in schwankender höh erklommen
den zweiten behende geschafft
den dritten bereits in den arm genommen
fliegt deine angst wie ein schatten davon
und plötzlich bist du stark
und geborgen.
Das ist die zeitenwende
der kleinste ist ein riese
ihm ist bewunderung sicher
das erste talent entdeckt
die sonne fällt in sein herz.
Mit bäumen kann man wie mit brüdern reden
und tatsächlich tauschen sie kinderseelen um
ich habe ihnen mehr als den andern
zu verdanken
meine kinder sind die bäume
ich gebe ihnen gern ein stück
von meinem glück zurück.